Geschichte

Ein Personalverband für alle

 Die Technische Vereinigung der Stadtverwaltung Zürich in den vergangenen 50 Jahren Peter Degiacomi
(Präsident von 1975-1990) 

Am 11. Juli 1947 haben 77 Techniker die „Techniker-Vereinigung der Stadtverwaltung Zürich“, TVStZ, gegründet. Aus dem Gründungsprotokoll geht hervor, dass damals der Zusammenschluss der Techniker einer dringenden Notwendigkeit entsprochen hat. Die Einsicht, dass sich auch die sehr auf Individualität bedachten Techniker zusammenschliessen müssen, um gehört zu werden, wuchs nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen – zu dieser Zeit wurde gerade um eine neue Besoldungsstruktur gerungen, welche die technischen Berufe sehr schlecht berücksichtigte-, sondern auch ideelle Belange, Berufsethik und Berufsförderung waren wichtige Kräfte. Mit Beschluss Nr. 2290 anerkannte der Stadtrat die TVStZ als selbständige, mitspracheberechtigte Organisation im Sinne des PR, was laut Jahresbericht 1947 gar nicht selbstverständlich war. Nach einem ersten, stürmischen Jahr, folgte eine Zeit der Entwicklung und inneren Festigung, sowie die Zusammenarbeit mit andern Personalverbänden. Bereits 1950 wurde aus der „Techniker Vereini­gung …“ die „Technische Vereinigung …“: Damit fand eine erste Öffnung für weitere technische Berufe wie Ingenieure, Architekten, Chemiker statt.

Aus eigener Initiative führte die TVStZ aufgrund der wirklich unbefriedigenden Besoldungsrevision von 1947 breit angelegte Lohnvergleiche bei Bund, Kanton und auch bei Privaten durch. Dabei ist deutlich geworden, dass die im mittleren Bereich der Besoldungsskala eingereihten technischen Beamten und Angestellten „in einem eigentlichen Sack gefangen waren“. Diesen Sack auszumerzen war ein Hauptziel bis 1956.

Nach differenzierter Öffentlichkeitsarbeit – am 28. November 1955 nahm die TVStZ an einer öffentlichen Veranstaltung “ Reallohnerhöhung für das städtische Personal“ im Zunfthaus „zur Zimmerleuten“ teil – und nach zähen Verhand­lungen mit Stadtrat und Gemeinderäten ist am 1. Juli 1956 eine Reallohnanpassung in Kraft getreten, die dem anvisierten Ziel sehr nahe kam. 1964 folgte dann noch ein wesentlicher Schritt, nämlich eine strukturelle Besoldungsrevision mit neuer Ämtereinreihung. Dazu ist in den Berichten der TVStZ zu lesen: „Die Technische Vereinigung hatte sich ihren Platz vor allem im Alleingang aber auch zusammen mit kleinen und grossen Personalverbänden erfolgreich verteidigt und darf sich rühmen, durch die Verbesserung der Lohnstruktur der Stadtverwaltung in vielen Bereichen wieder zu tüchtigen Mitarbeitern verholfen zu haben“.

Die Mitgliederzahl erhöhte sich kontinuierlich von 77 (1947), über 230 (1957), 305 (1967), auf 522 (1996); 1976 Trat die erste Frau, eine Ingenieurin, in die Technische Vereinigung ein, mittlerweile sind es 15.

Dass noch lange nicht ausgesorgt war bezeugt die Dokumentation über eine Protestkundgebung am 16. November 1965. Gegen 4000 Städtische protestierten in der Züspa-Halle gegen starke Strömungen im Gemeinderat, welche die Vorlage des Stadtrates für 1964 einen Teuerungsausgleich von 4% und ab 1966 eine Besoldungserhöhung von 5% zu gewähren, bekämpften. Die anfänglich sehr rege Tätigkeit mit Exkursionen und Vorträgen mit vorwiegend technischen Inhalten ist im Laufe der Zeit , wahrscheinlich wegen der steigenden Mobilität und der überbordenden Informationsflut, eine Beschränkung aufs Wichtigste gefolgt. Insbesondere kam immer stärker zum Ausdruck, wie wichtig es ist, dass möglichst viele Mitarbeiter organisiert sind, denn der Einfluss steigt fast proportional mit der Mitgliederzahl. Daher hat sich die TVStZ 1979 neue Statuten gegeben, welche die Mitgliedschaft allen technischen und wissenschaftlichen Berufen öffnete.

Als wesentliche Eigenschaft der TVStZ erwies sich durch all die Jahre ein starkes Bestrebennach Eigenständigkeit, aber auch nach einer gleichberechtigten Zusammenarbeit unter den Personalverbänden. Daher war die engagierte Mitwirkung in der so genannten 18er-Kommission gegeben. Max Briner als Präsident des VPOD erhob aber immer stärker einen Alleinführungsanspruch. Im September 1974, blieb der Versuch der provisorisch zur Konferenz der Personalverbände (KPV) zusammen geschlossenen Verbände die 18er-Kommission auf eine neue Basis der Zusammenarbeit zu verpflichten, erfolglos. Den folgenden Grundsätzen demokratischen Denkens verweigerten sich VPOD und CGPVZ:

Demokratische Spielregeln sind unbedingt einzuhalten

Unvereinbare Differenzen sind als Mehrheits- und Minderheitsanträge zu formulieren

Jede schriftliche Stellungnahme der 18er ­Kommissionist vorgängig sämtlichen Verbänden zur Zustimmung zum Text vorzulegen

Echte Mitbestimmung und freundlichere Verhandlungsführung sollen vor-herrschen („Der VPOD ist nach wie vor zur Zusammenarbeit mit Organisationen bereit – die grundsätzlich die gleiche Auffassung vertreten“ – liess „der Städtische“ vom November 1974 verlauten!)Seither funktioniert die KPV, welche acht selbständige Personalverbände (LV, PBV, SBK, TVStZ, VdD, VSBA), mit rund 5’000 Mitgliedern zusammenschliesst, vorerst als lose Ver-bindung und seit dem 7. März 1990 als Verein mit Statuten; dabei hat sich die TVStZ nie um Führungsverantwortung gedrückt, Godi Lins war Präsident bis zu seinem Tod 1983 und Peter Degiacomi leitete die KPV von 1992-1997. Gemeinsam mit der KPV haben wir in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Interessen der Arbeitnehmenden mit Engagement und Nachdruck vertreten. Dass dieser Einsatz unterschiedlicher Erfolg beschieden war, ist weitgehend dem wechselnden politischen und wirtschaftlichen Umfeld zuzuschreiben. Folgende Schwerpunkte seien daher in Erinnerung gerufen.

Strukturelle Besoldungsrevision anfangs der siebziger Jahre

Kampf um die Lockerung des Wohnsitzzwangs

Einführung einer zusätzlichen Ferienwoche

Einführung eines jährlichen Ausweises über den Stand des Altersguthabens und der voraussichtlichen Rente

Aufklärungsarbeit (Lobbying!) bei Behördenmitgliedern (Stadträten, Gemeinderäten, RPK, Kommissionen, usw.)

Referendungskampf gegen die einmalige Reduktion der Besoldung (2/3 des 13. Monatslohnes 1995), die so genannte Solidaritätsabgabe, gemeinsam mit allen Personalverbänden.

Widerstand gegen Beförderungsbeschränkungen und gegen die Reduktion oder gar Abschaffung der Teuerungszulage.

Widerstand gegen die „Umverteilung“ der Beiträge in die Versicherungskasse und gegen die beabsichtigte Gewinnabschöpfung zugunsten der Stadtrechnung.

Dass die Technischen nicht nur Zahlen im Kopf haben ist ebenfalls aus den Jahresberichten aber auch aus der Erinnerung von Älteren oder bereits pensionierten Kollegen zu erfahren. Die Jubiläen zum 25 und 40-jährigen Bestehen der TVStZ sind festlich begangen worden, wobei einem offiziellen Teil mit Bankett eine rauschen­de Ballnacht folgte. Aber auch in kultureller Hinsicht fand eine „Interessenerweiterung“ statt, indem sich die verbilligten Theater- und Konzertbesuche einer wachsenden Beliebtheit erfreute. (Dieses Angebot kann leider heute nicht mehr offeriert werden; wie so vieles ist es der Modernisierung per Computer zum Opfer gefallen) Auch nach 50 Jahren sind die Ziele und der Zweck der TVStZ sehr aktuell, da mit einer gewissen Regelmässigkeit immer wieder ähnliche Probleme auftauchen, wie: Reorganisationen, Mitwirkungsrechte, Besoldungsrevisionen, Arbeitslosigkeit, Arbeitszeitmodelle, Verteilung der Arbeit, Versicherungskasse, Privatisierung und Solidarität.

Wir sind daher alle zusammen aufgerufen, uns verstärkt mit der gegenwärtigen Situation auseinanderzusetzen. Dabei hilft uns das bevorstehende Jubiläum, dass uns zurückblickend erkennen lässt wie wichtig es eben ist, am gemeinsamen Interesse aller Arbeitnehmenden mitzuwirken und dass dieses Mitwirken jeden Einzelnen betrifft!

EHEMALIGE PRÄSIDENTEN

Rudolf Guggenbühl

1947 – 1954

Emil Erb

1954 – 1955

Hermann Blass

1955 – 1959

Frank Nägeli

1959 – 1968

Robert Meyer

1968 – 1970

Heinrich Brändli

1970 – 1975

Peter Degiacomi

1975 – 1990

Walter Benz

1990 – 1993

Ernst Erny

1993 – 1995

Georg Lüssi

1995 – 2005

Fredy Sauter

2005 – 2008

René Büttiker

2008 – 2011

Markus Ullmann

2011 – 2013